Der „Vertrag des Friedens, der diplomatischen Beziehungen und der vollständigen Normalisierung zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Staat Israel“, wurde am 15. September 2020 vor dem Amts- und Regierungssitz der Vereinigten Staaten, dem Weißen Haus in Washington, D. C., vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und dem Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Abdullah bin Zayid Al Nahyan, unterzeichnet. Zeitgleich unterzeichneten der Außenminister von Bahrain, Abdullatif bin Raschid al-Sajani und der israelische Ministerpräsident, ebenfalls bezeugt vom Präsidenten der Vereinigten Staaten, den Friedensvertrag zwischen Israel und Bahrain.

Unterzeichnung

Benjamin Netanjahu erklärte bei der Unterzeichnung des Abkommens:

Abdullah bin Sajid Al Nahjan äußerte anlässlich der Unterzeichnung:

Eine Delegation aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) traf am 20. Oktober 2020 zu einem historischen Besuch in Israel ein, um an der Unterzeichnung von vier Abkommen über Investitionen, wissenschaftliche Zusammenarbeit, Zivilluftfahrt und Visumbefreiungen im Rahmen des Abraham-Abkommens teilzunehmen. Die Zeremonie erfolgte in Anwesenheit des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, des US-Finanzministers Steven Terner Mnuchin, des Finanzministers der Vereinigten Arabischen Emirate Obaid Humaid Al Tayer, des Wirtschaftsministers der Vereinigten Arabischen Emirate Abdullah bin Touq Al Marri, des US-Sonderbeauftragten Avi Berkowitz und dem US-Botschafter in Israel David Friedman am Flughafen Ben Gurion. Nach der Zeremonie nahmen die Parteien an mehreren Sitzungen teil, darunter an trilateralen und bilateralen Sitzungen.

Ratifizierung

Israels Parlament, die Knesset, stimmte am 15. Oktober 2020 dem Friedensvertrag zu. 80 Abgeordnete stimmten mit Ja, während 13 mit Nein stimmten. Alle Nein-Stimmen stammten aus der gemeinsamen Liste. Der israelische Ministerpräsident erklärte noch vor der Abstimmung zur Ratifizierung des Abkommens, seine Außenpolitik habe den Diskurs über den Frieden im Nahen Osten verändert und Israel näher an die arabischen Golfstaaten herangeführt:

Ofir Sofer vom israelischen Parteienbündnis Jamina, das von 2019 bis Anfang 2021 eine Fraktion in der Knesset stellte, sagte in einer Rede vor dem Plenum des Parlaments, das Abkommen schaffe eine neue Achse mit einem arabisch-muslimischen Staat, die den israelisch-arabischen Konflikt umgehe und von wirtschaftlicher und strategischer Bedeutung sei.

Hintergrund

Feindschaft der Vereinigten Arabischen Emirate gegenüber Israel

Nach der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel im Jahre 1948 erklärte die Arabische Liga Israel zu ihrem Feind. Daraufhin griffen mehrere arabische Nachbarstaaten Israel völkerrechtswidrig an. Israel blieb für sie der Feind, auch nachdem die direkten Kampfhandlungen des Palästinakriegs beendet waren. Nach der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Arabischen Emirate im Jahre 1971 bezeichnete auch der damalige Präsident Scheich Sajid bin Sultan Al Nahjan Israel als „den Feind“.

Michael Sussman, Autor des Buches Variety of Multiple Modernities: New Research Design, begründet dies auf Arutz Sheva mit dem arabischen موازنة / Muwāzana (abgeleitet von وَزَنَ / wazana / ‚abwägen‘), der Notwendigkeit dem Status der Nachbarn zu entsprechen. Es sei das Konzept des Gleichgewichts, das Gleichgewicht mit anderen arabischen Stämmen oder Nationen aufrechtzuerhalten. Muwāzana stamme demnach aus der Zeit vor dem Aufkommen des Islam, als die Araber noch als Nomaden mit ihren Kamelen durch die Wüste zogen. Dieses Konzept des Gleichgewichts leitet sich aus dem nomadischen „Weg der Wüste“ ab, als es für Stämme üblich war, um knappe Ressourcen, einschließlich Wasser, zu kämpfen. Das Sprichwort der Beduinen lautete: „Ich bin gegen meinen Bruder; mein Bruder und ich sind gegen meinen Cousin; Mein Cousin und ich sind gegen den Fremden. “

Juden in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Etwa 3000 Juden leben in den beiden Emiraten Abu Dhabi und Dubai (Stand 2020). Die meisten Juden wohnen in Dubai, wo 2008 und 2019 zwei Synagogen erbaut wurden. 2019 erkannte die Regierung der VAE die Anwesenheit einer jüdischen Gemeinde im Land an. Nach der Unterzeichnung des Normalisierungsabkommens sollen die VAE die Juden aus dem Jemen aufnehmen, wo seit 2004 Bürgerkrieg herrscht (Stand August 2020).

Das AJC (American Jewish Committee) hat am 2. September 2020 mitgeteilt, ein Büro in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu eröffnen. Die Planung für ein AJC-Büro in den Vereinigten Arabischen Emiraten – dem ersten in der arabischen Welt – läuft seit 2019. Die ADL (Anti-Defamation League) und der JCE (Jewish Council of the Emirates) kündigten am 2. September Pläne an, die Zusammenarbeit zu vertiefen. Rabbi Yehuda Sarna, Oberrabbiner der JCE, teilte mit: „Unsere lebendige Gemeinde, die erste neue jüdische Gemeinde, die seit Jahrhunderten auf arabischem Boden gegründet wurde, bereitet sich darauf vor, nach dem Meilenstein des Abraham-Abkommens um ein Vielfaches zu wachsen … [und] … in den nächsten drei Jahren verzehnfachen wird…” Sharon Nazarian, Senior Vice President für internationale Angelegenheiten bei ADL, erklärte: „ADL setzt sich für das Wohlergehen jüdischer Gemeinden auf der ganzen Welt ein und freut sich darauf, in den kommenden Monaten mit dem JCE zusammenzuarbeiten”.

Am 16. Februar 2023 wurde auf der Insel Saadiyat in Abu Dhabi das „Haus der Abrahamitischen Familie“ (Abrahamic Family House), entworfen vom Architekturbüro Adjaye Associates, eröffnet. Es soll ein Zentrum des Dialogs zwischen den Abrahamitischen Religionen sein und umfasst eine jüdische Synagoge, eine christliche Kirche, eine islamische Moschee und gemeinsam zu nutzende Konferenzräume.

Militärische Zusammenarbeit

Seit dem 2. Golfkrieg 1990 kam es zunächst zu strategischen Beziehungen mit den USA, die nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 einen Militärflugplatz in Al Dhafra, 32 km südlich von Abu Dhabi errichteten.

2012 kontaktierte der Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate in den USA, Yousef Al Otaiba, den ehemaligen israelischen Brigadegeneral Uzi Rubin, der als „Vater des Iron Dome“ gilt und das israelische Raketenabwehrsystem Iron Dome von 1991 bis 1999 leitete. Gegenstand der Verhandlungen war das Interesse der Emirate am Kauf des israelischen Raketenabwehrsystems zur Verteidigung gegen den Iran.

Im August 2016 nahmen Piloten der Luftwaffe der VAE und der Israels an einer gemeinsamen Übung mit Piloten aus Pakistan und Spanien in den USA, in Nevada teil. 2017 nahmen die israelische Luftwaffe und die VAE an der gemeinsamen Übung Iniohos 2017 mit Kollegen aus den USA, Italien und Griechenland in Griechenland teil.

Im Juli 2018 traf eine Delegation aus den VAE in Israel ein. Zusammen mit der amerikanischen Delegation diskutierten sie auf einem trilateralen Treffen die Möglichkeit, F-35-Kampfflugzeuge zu erwerben. Nach der Unterzeichnung des Normalisierungsabkommens sollen diese an die Vereinigten Arabischen Emirate geschickt werden. Die Behörden der VAE haben nach einem Bericht von Walla News das geplante Treffen am 21. August 2020 mit israelischen und US-amerikanischen Botschaftern bei den Vereinten Nationen in New York abgesagt. Grund waren Unsicherheiten, ob die Geheimklausel zur Aufhebung des Waffenembargos an die VAE im Normalisierungsabkommen enthalten sei. Die VAE wollen F-35-Jäger von den USA erwerben. Das abgesagte Treffen wurde organisiert von der US-Botschafterin bei der UNO Kelly Craft, dem israelischen Botschafter bei der UNO Gilad Erdan, und der Botschafterin der VAE Lana Zaki Nusseibeh.

Als im August 2019 die Spannungen mit dem Iran zunahmen, gab der israelische Außenminister eine öffentliche Erklärung zur militärischen Zusammenarbeit mit den VAE ab. Die Vereinigten Arabischen Emirate unterstützen die von Saudi-Arabien geführte und von den USA gesponserte Opposition gegen das iranische Atomprogramm und gegen den Iran.

COVID-19-Forschung

Die ersten Hinweise für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten waren zwei Direktflüge von Etihad Airlines, der nationalen Fluggesellschaft der VAE, zum Flughafen Ben Gurion während der Coronavirus-Krise. APEX National Investment mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten, und die israelische Terra Group haben am 16. August 2020 ein Partnerschaftsabkommen für COVID-19-Forschung unterzeichnet. Es ist das erste grenzüberschreitende Handelsabkommen zwischen zwei Unternehmen in beiden Ländern seit der Normalisierung der Beziehungen am 13. August 2020. Die israelische Terra Group sei „das erste Unternehmen, das Handel, Wirtschaft und effektive Partnerschaften zwischen den VAE und Israel eröffne“, erklärte Khalifa Yousef Khouri, Vorsitzender der APEX National Investment. Das grenzüberschreitende Handelsabkommen sei ein „strategischer Handelsvertrag“.

Am 17. August unterzeichneten das Abu Dhabi Stem Cells Center (ADSSC) und israelischen Kollegen ein Kooperationsabkommen zur COVID-19-Forschung. Am 25. August haben Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate eine Kooperation im Bereich der Gesundheitsversorgung vereinbart. Die Gesundheitsminister Israels und der Emirate wünschen eine Zusammenarbeit im Kampf gegen das Coronavirus. Nach der Normalisierung soll auch ein Studentenaustausch beginnen.

Sport

Bereits Ende Oktober 2018 war Abu Dhabi Gastgeber des Judo-Turniers der Grand-Slam-Serie, an dem israelische Athleten teilnahmen – erstmals offiziell unter ihren nationalen Symbolen. Am 28. Oktober 2018 wurde der israelische Judoka Sagi Muki in Abu Dhabi Gewinner in der Kategorie bis zu 81 kg und erhielt eine Goldmedaille und die Nationalhymne Israels HaTikwa wurde zu seinen Ehren zum ersten Mal in der Geschichte im Abu Dhabi-Stadion aufgeführt. Die HaTikwa wurde vom Hallensprecher angekündigt mit den Worten: „Ladies and gentlemen, please rise for the national anthem of Israel.“ Miri Regev, Ministerin für Kultur und Sport, nahm an der Preisverleihung teil.

Beschreibung

Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate haben nach einem Bericht von Reuters am 13. August 2020 den Abschluss eines Abkommens zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern angekündigt. Die Anbahnung dieses Friedensabkommens wurde von Jared Kushner, Avi Berkowitz, Mike Pompeo sowie Robert O’Brein vermittelt.

Bei der Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) halfen auch die Regierung von Ägypten sowie sunnitisch-arabische Nationen, vor allem die beiden Anrainerstaaten des Persischen Golfs wie das Königreich Bahrain und Oman.

Netanjahu bedankte sich deswegen auch bei den Regierungen von Ägypten, Oman und Bahrain: „Ich danke dem ägyptischen Präsidenten al-Sisi und den Regierungen von Oman und Bahrain für ihre Unterstützung des historischen Friedensvertrages zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten, der den Kreis des Friedens erweitert und für die gesamte Region gut sein wird“

Der bevorstehende Abschluss dieses Vertrages, der als „Abraham-Abkommen“ bezeichnet wird, wurde jedoch erst am 13. August 2020 in einem Telefonat zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump, dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und Scheich Mohammed bin Sajid Al Nahjan, Präsident der VAE, öffentlich gemacht. Trump, Netanjahu und Sajid Al Nahjan äußerten in einer gemeinsamen Erklärung: „Dieser historische diplomatische Durchbruch wird den Frieden in der Nahostregion fördern und zeugt von der kühnen Diplomatie und Visionskraft der drei führenden Persönlichkeiten sowie vom Mut der Vereinigten Arabischen Emirate und Israels, einen neuen Weg einzuschlagen, der das große Potenzial in der Region freisetzen wird.“

Inhalte

Anwar bin Mohammed Gargasch, Minister of State im Außenministerium der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), möchte direkte Zusammenarbeit in den Bereichen Tourismus, Sicherheit, Kommunikation, Technologie, Energie, Gesundheit, Kultur und Umwelt.

Botschaft

Der Inhalt des Abkommens umfasst die Einrichtung gegenseitiger Botschaften und den Austausch von Botschaftern zwischen den Ländern. Am 20. August 2020 verkündete Gargasch, dass die diplomatische Botschaft der VAE in Tel Aviv eröffnet wird. Ende 2020 oder Anfang 2021 soll eine Botschaft in Tel Aviv eröffnet werden. Bei dieser Botschaft erhalten Israelis, die die VAE besuchen möchten, ein Reisevisum. Seit dem 20. Oktober ist für dreimonatige Reisen kein Visum mehr erforderlich.

Direktflüge

Direktflüge vom internationalen Flughafen Abu Dhabi zum Flughafen Ben Gurion sind auch Bestandteil des Abkommens. Am 16. August 2020 gab die israelische Fluggesellschaft Israir bekannt, dass sie den Antrag für eine Landeerlaubnis in den VAE und für eine Erlaubnis zum Direktflug zwischen Tel Aviv und Abu Dhabi gestellt hat. Die Medien berichten, dass Flüge vor Ende 2020 beginnen können. Am 31. August 2020 flogen US-amerikanische und israelische Beamte von Tel Aviv nach Abu Dhabi, erstmals durch den Luftraum von Saudi-Arabien, obwohl Israel noch keine offiziellen Beziehungen zu Saudi-Arabien unterhält. US-amerikanische und die israelische Delegation haben sich von 31. August bis 1. September mit hochrangigen Vertretern der VAE in der Hauptstadt Abu Dhabi getroffen, um die Einzelheiten des sog. Abraham-Abkommens zu erarbeiten – den Vertrag zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den VAE. Ab dem 1. September 2020 begann die emiratische Fluggesellschaft Etihad Airways, Tickets für Flüge nach Israel zu verkaufen. Etihad Airways hat eine offizielle Repräsentanz in Israel eröffnet. Das Büro Tal Teufa in Tel Aviv wird sein offizieller Vertreter in Israel. Emirates, eine weitere Fluggesellschaft aus den Emiraten, wird voraussichtlich in naher Zukunft ein Büro in Israel eröffnen. Beide Fluggesellschaften der VAE werden voraussichtlich in den nächsten Monaten Strecken von Tel Aviv aus bedienen. Am 2. September 2020 wurde berichtet, dass Saudi-Arabien einen Antrag der VAE angenommen hat, „durch den saudi-arabischen Luftraum in die VAE fliegen zu können um von den VAE aus in alle Länder reisen zu können“, sagte die offizielle saudische Presseagentur unter Berufung auf eine Quelle der Zivilluftfahrtbehörde. Netanjahu verwies auf die Vorteile für den internationalen Reiseverkehr und den Tourismus und erklärte dazu: „… Israelische Flugzeuge und Flugzeuge aus allen Ländern können direkt von Israel nach Abu Dhabi, Dubai und zurück fliegen. Dies wird die Flugkosten senken, die Zeit verkürzen und einen enormen Tourismus ermöglichen. Es wird unsere Wirtschaft fördern … [und]… wird den Osten öffnen. Wenn Sie nach Thailand oder irgendwo anders in Asien fliegen, werden Stunden und Preise gesenkt.“ Die israelische Fluggesellschaft EL על AL אל plant Arutz Sheva zufolge nur Frachtflüge nach Abu Dhabi, während die israelische Fluggesellschaft Israir mit den VAE über zivile Flüge verhandelt (Stand September 2020). Die Öffnung des saudi-arabischen Luftraums für Flugzeuge aus Israel verkürzt die Flugzeit von Tel Aviv nach Thailand und Philippinen deutlich. Das ermöglicht günstigere Flugtickets und Billigflüge von Israel in andere asiatische Staaten.

Internet

Die Beschränkungen für israelische Websites wurden am 16. August 2020 in den VAE aufgehoben.

Telefon

Anwar bin Mohammed Gargasch und der israelische Außenminister Gabi Aschkenasi haben am 16. August 2020 eine Telefonverbindung zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Staat Israel hergestellt. Nachdem die VAE die Direktwahl zur israelischen Landesvorwahl 972 entsperrt hatten, bedankte sich der israelische Kommunikationsminister Yoaz Hendel: „Ich gratuliere den Vereinigten Arabischen Emiraten zur Freigabe.“

Finanzen

Die Zentralbank der Vereinigten Arabischen Emirate und das israelische Finanzministerium und Finanzaufsichtsbehörden haben bei einem Treffen in Abu Dhabi vom 31. August bis 1. September 2020 vereinbart, dass ein gemeinsamer Ausschuss aus Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten eingerichtet wird, um die Zusammenarbeit in den Bereichen Finanzen und Investitionen zu fördern.

F-35

Arutz Sheva berichtete, dass der Friedensvertrag auch den Versand von F-35-Kampfflugzeugen an die Vereinigten Arabischen Emirate beinhalte. Die USA sollen nach einem Bericht von Ynetnews im Rahmen einer Geheimklausel im Abkommen F-35-Jets an die VAE verkaufen. Der Verkauf fortschrittlicher Waffensysteme an die Vereinigten Arabischen Emirate, wäre eine Voraussetzung für den Vertragsabschluss gewesen, die die VAE stellten. Die USA hatten nach dem Jom-Kippur-Krieg von 1973 zugesichert, dass ohne Israels Zustimmung kein Verkauf fortschrittlicher Waffensysteme an ein anderes Land im Nahen Osten erfolgen würde. Diese Garantie wurde bis zum VAE-Israel-Deal vom 13. August 2020 eingehalten. Israel bestreitet, dass diese Geheimklausel besteht. Auch Reaper-Drohnen sowie EA-18G Growler sollen geliefert werden.

Israel-Boykott

Nach der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel im Jahre 1948 erklärte die Arabische Liga Israel zu ihrem Feind, auch nachdem die direkten Kampfhandlungen des Unabhängigkeitskriegs beendet waren. Alle arabischen Staaten verweigerten Israel diplomatische Anerkennung und beteiligten sich in der Folgezeit am Boykott Israels durch die Arabische Liga mit dem Ziel, Israel wirtschaftlich zu vernichten. 1972 traten entsprechende Boykottgesetze gegen Israel in Kraft. Erst in den 1990er Jahren beschloss der Golf-Kooperationsrat Lockerungen des Boykotts, sodass Geschäftsbeziehungen mit Staaten und Unternehmen wieder zugelassen wurden, welche zugleich mit Israel Geschäftsbeziehungen unterhielten. Der direkte Boykott von Israel blieb seitens der Vereinigten Arabischen Emirate allerdings weiterhin in Kraft: Dies betraf diplomatische Anerkennung, Handel, Kooperation und alle weiteren Beziehungen mit israelischen Unternehmen und Institutionen.

Anlässlich der seit längerem einvernehmlich geplanten Teilnahme Israels an der Weltausstellung Expo 2020 in Dubai in den VAE erklärte Anwar bin Mohammed Gargasch im April 2019: „Vor vielen, vielen Jahren gab es eine arabische Entscheidung, keinen Kontakt zu Israel zu haben. Das war im Rückblick eine sehr, sehr falsche Entscheidung.“

Nach Berichten der staatlichen Nachrichtenagentur WAM hat am 29. August 2020 der Präsident der Emirate, Scheich Chalifa bin Sajid Al Nahjan, ein Dekret zur Aufhebung des Israel-Boykotts erlassen. Handel und Beziehungen sind jetzt erlaubt. Die Emirate hatten im Jahre 1972 Handel und Geschäfte mit israelischen Firmen und Staatsbürgern gesetzlich verboten.

Freihandelszone

Der weltweite Diamanthandel Israels hat damit Zugang zu den Freihandelszonen der VAE. Derzeit sind in den VAE 45 solcher Zonen aktiv, die die Regierung der VAE eingeführt hat. Folgende Vorteile gibt es für israelische Investoren, Unternehmensgründer und Anleger in den VAE:

  • Steuerfreiheit
  • 100%iges Eigentum des Unternehmens (Außerhalb der Freizone müssten israelische Investoren einen lokalen Sponsor beauftragen)
  • Bankkonten können im Namen eines Unternehmens eröffnet werden
  • Angemessene Verlängerungsgebühren
  • 100 % Steuerbefreiungen für Import und Export
  • 100 % Rückführung von Gewinn und Kapital
  • Keine Einkommenssteuer

Reaktionen

Israel

In Netanja wurden anlässlich des Abkommens die Flaggen Israels und der Vereinigten Arabischen Emirate zusammen mit der Flagge der Stadt Netanja auf der Friedensbrücke gehisst. Das Rathaus von Tel Aviv wurde am Abend des 13. August in den Farben der Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate beleuchtet. Auf der Boeing 737 der israelischen Fluggesellschaft EL על AL אל wurde anlässlich eines Direktfluges von Tel Aviv nach Abu Dhabi am 31. August 2020, die Inschrift »Salam (arabisch سلام), Peace, Schalom (hebräisch שלום)« angebracht. Frieden auf Arabisch, Englisch und Hebräisch.

Palästinensische Befreiungsorganisation

Hanan Aschrawi, Sprecherin der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), sparte nicht mit Kritik am Abkommen und meinte, die VAE hätten nun „ihre geheimen Geschäfte offengelegt“. Die linksnationalistisch-antizionistische Fatah beschuldigte die VAE, „ihre nationalen, religiösen und humanitären Pflichten“ gegenüber dem palästinensischen Volk zu vernachlässigen, während die islamistische Terrororganisation Hamas das Abkommen als „verräterischen Dolchstoß in den Rücken des palästinensischen Volkes“ bezeichnete. Mohammed Schtajjeh erklärte, dass das Abkommen eine „offensichtliche Verletzung der arabischen Friedensinitiative“ darstelle.

Vereinigte Staaten

Kelly Craft, US-Botschafterin bei der UNO, pries die Ankündigung als Riesengewinn nicht nur für Donald Trump, sondern für die Welt. Sie fügte hinzu, die Staaten im Nahen Osten würden die Notwendigkeit einsehen, sich gegen den Iran zu stellen, da dessen Regime der wichtigste staatliche Sponsor des Terrorismus sei.

Kuwait

Aus Kuwait lehnten 30 Nichtregierungsorganisationen den Vertrag zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten ab.

Jemen

Die Regierung des Jemen hat sich gegen das Abkommen ausgesprochen und erklärt, sie werde die „palästinensische Sache weiterhin unterstützen“.

Türkei

Das türkische Außenministerium unter Mevlüt Çavuşoğlu verurteilte das Abkommen mit der Begründung, dass es eine Verletzung der arabischen Friedensinitiative von 2002 darstelle. Das Verhalten der VAE sei „heuchlerisch“ und die Zurückweisung des Abkommens durch die Palästinenser sei „korrekt“.

Iran

Die gleichgeschaltete iranische Nachrichtenagentur Tasnim News Agency bezeichnete die Vereinbarung zwischen Israel und den VAE als „schändlich“. Das iranische Außenministerium verurteilte das Abkommen als „strategische Dummheit“ der VAE und Israels und sprach von einem „Dolchstoß für Muslime“.

Tunesien

Das tunesische Parlament verurteilte das Abkommen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Israel zur Normalisierung der Beziehungen, das eine Verletzung der „Rechte des palästinensischen Volkes“ darstelle.

Libyen

Mohamed Amari Zayed, Mitglied des im Dezember 2015 durch den UNO-Sicherheitsrat gebildeten libyschen Präsidentenrates, erklärte gegenüber al Jazeera-TV, dass „die Verluste der islamischen Gemeinschaft durch die Politik der VAE viel höher“ seien als die entstandenen Verluste infolge der Politik Israels.

Südafrika

Die südafrikanische Regierung bedauerte, dass das VAE-Israel-Abkommen über „das Schicksal des palästinensischen Volkes“ entscheide, „ohne dieses gefragt zu haben“. Mehrere pro-palästinensische Aktivisten in Südafrika verurteilten das Abkommen und bezeichneten es als „Dolchstoß in den Rücken des palästinensischen Volkes“, so Muhammed Desai von der Aktivistenorganisation Africa4Palestine gegenüber der Agentur Anadolu.

Siehe auch

  • Abraham Accords Declaration
  • Außenpolitik Israels
  • Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten
  • Friedensvertrag zwischen Israel und Bahrain
  • Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien

Literatur

  • Clive Jones, Yoel Guzansky: Fraternal Enemies: Israel and the Gulf Monarchies. Oxford University Press, Oxford 2020, ISBN 978-1-78738-212-1.

Weblinks

Einzelnachweise


Abkommen mit Israel Keine Hürde für Frieden taz.de

Friedensabkommen mit Israel Gemeinsam gegen den Feind ZEIT ONLINE

30 Jahre Friedensvertrag IsraelÄgypten DER SPIEGEL

Kommt ein Friedensvertrag zwischen Israel und SaudiArabien?

Der Friedensvertrag zwischen den Emiraten und Israel GIDS